5.10.2008 PeterLicht im Mousonturm, Frankfurt

"Mensch mensch mensch" werdet ihr euch jetzt wahrscheinlich denken, "die Damen von diesem Blog haben sich mal wieder enorme Zeit gelassen".
Und ich muss sagen: Ja das stimmt. PeterLicht ist nun über eine Woche her und nichts taucht auf. Das tut mir auch wirklich sehr leid. Doch das Konzert des unbekannten (bezieht sich jetzt natürlich auf persönliche Angaben) Kölner Electropopmusikers war so wunderbar, dass ich mich nicht traute es in Wörter zu fassen und so die besondere Stimmung und Atmosphäre zu zerstören. Ein besonderes Konzert benötigt einen besonderen Bericht. Und so werde ich jetzt nichts über PeterLicht schreiben.
Denn der Herr Licht, der will das nicht.
Wir durften ihn sehen. Und ich kann nur sagen: ein normaler Mensch. "Na toll", denkt ihr euch jetzt, "dann kann sie ihn doch ein bisschen beschreiben". Nein, dies kann ich leider nicht. Denn sonst würde ich das Besondere am Unbesonderen dieses Konzertes nehmen. Meiner Ansicht nach war der werte Herr immer Etwas annormales, geniales... ihn als "Normalomenschen" zu sehen unterstrich dies nur noch. Deswegen wenn ihr PeterLichts Gestalt sehen wollt, so solltet ihr wirklich auf eines seiner Konzerte gehen.
So. Gut. Nun zum Tag. Bevor wir uns zum Konzert begaben musizierten Helena und ich noch etwas bei mir zuhause. Eine ManMan-Coverversion kam raus und vielleicht gibt es sie ja bald zu hören. ;)
Dann ging es mit Carla nach Frankfurt. Alles lief super... die U-Bahn ins Ostend kam auch und als wir ankamen, wurde die Gegend erkundigt. Der Mousonturm war schnell gefunden und weil es ziemlich kalt war suchten wir ein schönes Café auf. Das Café Kante im alten Stil hatte leider gerade geschlossen und so flanierten wir erstmal eine Runde auf der Bergerstraße. Die Gegend fiel uns sofort als alternativ und künstlerisch auf und sprach uns somit sehr an. Also wenn ihr Frankfurt von einer wunderbaren Seite erleben wollt, ab ins Ostend!
Carla entdeckte dann an einer Ecke das Café Leidenschaft und überzeugte mich Chai Latte zu probieren, welche wirklich einmalig dort schmeckte. Der Kellner, den wir auch als Inhaber vermuten war unglaublich lieb und lächelte uns durchgehend an. Ihn fragten wir dann nach der Gegend und er bestätitgte uns unsere Vermutung über das Viertel. Er schien sich unglaublich wohl zu fühlen.
Dann war es auch schon 20 Uhr. Einlass war um 20.30 Uhr und so hieß es wieder "Umgebung abklappern, die Dritte!". Aber eigentlich ist abklappern das falsche Wort, denn wir fanden mitten auf einem Platz mit einem Café einen Spielplatz. Hurra! Das wurde ausgenutzt und so sprangen Helena und Carla auf eine sich drehende Platte. Als ich mich dann zur Carla dazugesellte wurde es etwas dramatischer... ich drohte hinunterzufallen und musste von Carla hochgezogen werden. Dann wurde noch etwas geschaukelt und um viertel nach acht ging es zum Mousonturm, der auch sofort seine Pforten öffnete und weg frei auf die Garderobe machte. Bei der Kontrolle wurden wir nochmal darauf hingewiesen keine Fotos zu machen, aber das ist ja klar und bekannt. Pünktlich um halb neun wurden die Türen zum Theatersaal des Mousonturms geöffnet. Wir begaben uns rein und es wurde auffällig dass die Besucher einer deutlich älteren Generation angehörten aber das ist ja egal, wir waren schließlich nicht wegen ihnen dort.
PeterLicht begann pünktlich um 21 Uhr mit "Räume räumen", ebenfalls der Opener des im September erschienenen Album "Melancholie und Gesellschaft". Das Licht war gedämmt, man konnte nur leichte Züge der Band und der Instrumente sehen und es breitete sich die Frage aus, ob das denn den Abend so bleibe. Das wäre doch sehr sehr schade.
"Räume räumen" gewann aufeinmal an unglaublicher Bedeutung. Viel mehr als auf dem Album begann man das Lied zu fühlen.

Der Raum ist voll doch keiner ist da. Das hier erreicht mich, erreicht mich nicht.

Zwar vermasselte der Schlagzeuger etwas das Theremin doch man konnte es ihm nicht richtig übel nehmen, viel zu sehr war man gefesselt von der Dunkelheit im Raum, der jungenhaften Stimme eines Herrn Lichts und des unglaublich guten Textes. Melancholie pur mitten in Gesellschaft Erwachsener. Dies hielt auch beim darauffolgenden "Heimkehrerlied" sowie bei "An meine Freunde vom leidenden Leben" an. Doch man spürte wie das Licht langsam heller wurde und "Das absolute Glück" (komplett erhellt) ließ einen dann tatsächlich Glück verspüren. Glück dieses wunderschöne Lied zu erleben, Glück dass die Pupillen sich doch noch ausruhen können und das Glück einer der wenigen Menschen zu sein, die PeterLicht jetzt doch tatsächlich gesehen haben. Auch löste sich bei dem Lied immer weiter die Spannung, die bei den vorherigen Liedern noch vorhanden war und so traute man sich bei Liedanfang auch mal reinzuklatschen. Dann kam Marketing und das Publikum lachte auf über den unglaublich guten Text. PeterLicht begrüßte alle und las daraufhin seinen Text "Viel hilft" vor, welcher auch im "Buch vom Ende des Kapitalismus" enthalten ist und durch seine Wahrheit an unglaublichem Witz punktet. Da der Text sehr lang ist, werde ich ihn hier jetzt nicht abbilden. Wenn er euch jedoch interessiert, so könnt ihr euch bei mir melden und ich sende euch diesen dann zu.
Lockerheit machte sich breit und dann brachte Herr Licht seinen "Benimmunterricht" und fügte hinzu, dass es bei dem letzten gemeinsamen Versuch nicht wirklich geklappt hatte. Und so gaben die Band und er sich unglaubliche Mühe das Lied schnell und Acappella vorzuführen. Dies brauchte ganze vier Mal und immer mehr trauten sich auch ein paar Zuschauer zum Mitsingen.
Ja die Band des gewehrten Herrn war ebenso besonders wie er selbst.
Der Keyboarder war unglaublich attraktiv auf seine Art und Weise. Er hatte ein wunderschönes Lächeln, welches er fast durchgehen einsetzte und strahlende Augen. Irgendwie vermittelte es mir den Eindruck, dass er heimlich die Fäden in der Hand hatte oder mindestens musste er die Patzer des Herrn Lichts immer wieder zurechtbiegen oder mit dessen Improvisationen zurecht kommen. Doch selbst das streifte er mit einem sanften Lächeln ab. Auch sang er bei den Liedern mit. Selbst wenn er auf seine Tasten haute war ein leichtes Playback auf seinen Lippen zu erkennen.
Der Schlagzeuger war neben PeterLicht mit Abstand am ulkigsten und sehr putzig. Er schien jeden Schlag zu spüren und verzog dementsprechend genießend sein Gesicht. Sein Schlagzeug war auch sehr sonderbar, da es unglaublich erweitert war und neben dem Drumset noch aus einer Theremin und einem Glockenspiel bestand.
Der Bassist schien der ruhigste der Truppe zu sein. Groß mit Buckel und die Haare vor'm Gesicht spielte er einen geblümten Bass. Helena empfand den Bass als den hässlichsten Bass, den sie je gesehen hatte, Carla fand ihn total schön, ich war hin und hergerissen. Auch streichte der Bassist auf seiner Gitarre. Ich hab sowas noch nie gesehen und war positiv überrascht, dass dies funktioniert.

Weiter ging das Konzert mit "Shiva". Ich fand es unglaublich schade, dass niemand der Erwachsenen so richtig zum Tanzen aufgelegt war. Doch spätestens bei diesem Lied war es mir egal und ich begann von Seite zu Seite zu wippen. In der zweiten Reihe ließen sich mehrere jüngere Damen, ich würde sagen sie waren Studentinnen, ebenfalls dazu verleiten. Helena und Carla eh. "Shiva" aus dem ersten Album "Vierzehn Lieder", welches HerrLicht unter heutigem Künstlernamen herausbrachte, hatte ich mir nie so richtig angehört und begann es aufeinmal unglaublich zu genießen. Eine Leichtigkeit machte sich breit. Und hinten in der Ecke begann ein älterer Mann "gelbe Sau" zu gröllen. Dieser ältere Mann rief den Abend desöfteren etwas rein und schien alle Texte zu können. Die Band schien ihn auch zu kennen, denn der Keyboarder lächelte ihn an und sendete ihm oft vielsagende Blicke.
Bei "Stilberatung" wurde dann richtig losgetanzt. Von meiner Seite. Die Erwachsenen. Nun ja die lasse ich wohl eher raus. Vielleicht war es ihnen einfach peinlich.
Beim "Trennungslied" begannen sich erste Fehler beim Übermensch PeterLicht einzuschleichen. Zweimal wiederholte er denselben Namen und auch brachte er die Strophen etwas durcheinander. Aber das machte ihn nur sympatischer.
Dann kamen die ironischen Lieder und eine unglaubliche Lustigkeit und Freude war zu spüren als PeterLicht die "Transsylvanische Verwandte" anstimmte und das Publikum (ja, die Erwachsenen) vor Freude losklatschten. Das ging zuerst gut, doch dann vergaß der Herr doch tatsächlich den Text einer der Lieder mit denen er bekannt wurde. "So und jetzt habe ich den Text vergessen" sang er rein und der Keyboarder lachte sich kaputt und versuchte die Situation so gut er konnte zu lenken. Genial! Das "tra la la" hatte er dann doch noch beherrscht und so wurde das Lied zum reinsten Spaß. Die Lustigkeit bekam durch "Fuzzipelz" dann ihren Höhepunkt. Wir drei konnten nicht mehr vor lachen und dann verhaute er auch noch das eh schon angekratzte Gitarrensolo und verzog dabei sein Gesicht. Die Band und wir konnten nicht mehr. Und wieder brachte PeterLicht eines seiner Lieder einfach viel besser als auf dem Album rüber, sodass selbst "Fuzzipelz" aufeinmal an Gefallen bei mir gewann. Es hätte nur noch die "Geschichte vom Sommer" gefehlt und man hätte den Herrn fast nicht mehr ernst genommen.
Dann spielte PeterLicht seine ganzen großen Hits, die sich einem um den Körper wickelten wie eine leichte Brise im Sommer. Sie taten einfach gut. Und so wurde dann getanzt und bei "Sonnendeck" laut mitgegröhlt. "Gerader Weg" war das letzte Lied vor der Zugabe und Herr Licht tanzte drauf los indem er dauernd nach vorne und hinten hüpfte. Es fehlte zwar etwas das Elektro aber die Version klang sowieso ganz anders als auf CD. Das "Es gibt" in der Überleitung zum Refrain wiederholte er endlos sodass ich es nicht unterlassen konnte eine Dj-Bewegung einzubringen. Es wurde auf den Boden gestampft und dann ratterte er den Refrain hinunter.
Dann verabschiedete sich die Band und Peter kam mit einem computergedruckten Text in der Hand zurück. Er ging um's "Wettentspannen" und keiner konnte mehr vor Lachen. In einer unglaublichen Coolness und mit einer Egal-Einstellung las er den Text vor. Ist nun mal so. Da kann man nichts machen. Nun ja. Die Band strahlte und spielte noch das "Lied vom Ende des Kapitalismus" sowie "Unsere Zeit". Wunderschön. Einzigartig. Verträumt. Dann verabschiedeten sie sich wieder. Das Publikum ließ nicht nach und so spielten sie noch "Zonen". Helena war der Ansicht, dass es kein passenderes Ende hätte geben können.
Alles in Allem spielte PeterLicht ohne Support fast zwei Stunden welche aus 24 Liedern und zwei Texten zusammengesetzt waren. Schließlich ließ man die Herren gehen, viel mehr hätten sie auch nicht spielen können, man sah ihnen den Abend an.


Ein völlig normaler Mensch stand an diesem Abend vor uns und es schien, dass gerade dies etwas unnormales an sich hatte. Er redete nicht viel und doch sagten seine Texte und das Überbringen dieser viel mehr aus. Vielleicht hätte man mehr tanzen können, doch vielleicht hätte dies dann auch die Stimmung kaputt gemacht. Wer weiß wann ich PeterLicht und seine liebevolle Band wiedersehen darf, doch wenn sie wiederkommen bin ich wieder dabei und die anderen beiden bestimmt auch.

Zum Schluss habe ich noch die Setlist für euch, auch wenn ich fast alle Lieder oben schon genannt habe.

1. Räume räumen
2. Heimkehrerlied
3. An meine Freunde vom leidenden Leben
4. Das absolute Glück
5. Marketing
6. Text "Viel hilft"
7. Benimmunterricht (Der Arbeigeberpräsident)
8. Shiva
9. Stratosphärenlieder
10. Stilberatung (Restsexualität)
11. Dein Tag/Reise zurück an den Anfang
12. Alles was du siehst gehört dir
13. Trennungslied
14. beipflichten
15. Die transsylvanische Verwandte
16. Fuzzipelz
17. Wir werden siegen
18. Safarinachmittag
19. Wettentspannen
20. Lied gegen die Schwerkraft
21. Sonnendeck
22. Gerader Weg
23. Text "Wettenspannen(?)"
24. Lied vom Ende des Kapitalismus
25. Unsere Zeit
26. Zonen

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo Caro,

es wäre super von dir wenn du mir (ganz bald) den text zu "viel hilft" senden würdest!
einfach an folgende mail:
manuel.reimann86@web.de
beste grüße